2003 – 2009
Ein Möbelhaus in der Nähe von Ulm wollte mich dann als Meister, der sowohl im Möbelhaus als auch in der hauseigenen Schreinerei agiert. Aber in der Probezeit ohne Angabe von Gründen gekündigt, obwohl man viel für die Firma geleistet hat, aber für Dauer wäre das keine Arbeit für mich gewesen, da kam es einerseits ganz recht, dass mich der Chef rausgeworfen hat, andererseits war es blöd, ich hatte ja eine Familie zu ernähren.
Aber da wir aus dem Haus in Donauwörth raus mussten, Umzug nach Weisenhorn, ein Reihenhaus gemietet, die Möbel reingestellt, der Job in Weisenhorn war weg, ich war wieder arbeitslos und auf Stellensuche.
Also wieder Bewerbungen schreiben, und auf einmal wollten mich gleich zwei. Zur Wahl stand der Job an der Plattensäge in einem Baumarkt in Neu-Ulm oder der Job als Technischer Leiter einer größeren Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung in Stuttgart. Dann eben Stuttgart. 6 Monate pendeln zwischen Stuttgart und Ulm, jeden Tag 3 1/2 Stunden unterwegs zur normalen Arbeitszeit.
Hier entschieden wir uns dann für die Stelle in Stuttgart. Eine interessante Arbeit, abwechslungsreich, relativ freie Zeiteinteilung, gute Bezahlung. Nachdem ich mich dort scheinbar anständig aufgeführt hatte, wurde ich auch nach der Probezeit übernommen. Dies war zum Glück schon länger vor Ende der Probezeit klar und so konnten wir kurz von Weihnachten 2003 in unsere frisch renovierte, von meinem Arbeitgeber vermittelte Wohnung in der Urachstraße einziehen. Ein Weihnachten in einer Wohnung, das an bewohnbaren Räumen ein Wohnzimmer und eine Küche hatte, die anderen Zimmer waren noch eindeutig Einzugszimmer, wobei Paulines Zimmer noch keinen Bodenbelag hatte, dieser war noch nicht geliefert worden, und in Kilians Zimmer hatte sich der Teppich gewellt, da der Bodenbelag zu frisch auf den gespachtelten Boden gelegt wurde. Und im Dezember pünkltich 2 Tage vor Weihnachten zogen wir dann auch in unsere Wohnung im Stuttgarter Osten, ein etwas anderes Weihnachten mit Umzugskisten und nicht aufgestellten Möbeln. Da war es wichtig, dass wir Platz zum Schlafen hatten, das Wohnzimmer einigermaßen ansehnlich und die Küche bereit war, um etwas zu Essen herzustellen.
Trotz der widrigen Umstände war es ein schönes Weihnachten, weg von diesem seltsamen Weißenhorn, angekommen in der Großstadt, mitten in einem Stadtteil, der unterschiedlicher nicht sein konnte. Zwischen der antroposophischen Uhlandshöhe mit den protzigen Villen hinunter in die alte Gasarbeitersiedlung, mit hoher Hartz IV-Dichte, hoher Arbeitslosigkeit, hohem Migrantenanteil … Und als Neu-Stuttgarter wir mittendrin, in einer Erdgeschoßwohnung mit Garten, meine Arbeitsstelle und Julius Kindergarten fußläufig zu erreichen, die Grundschule in Sichtweite, mit der U-Bahn vier Stationen bis zum Hauptbahnhof. Durch meine Arbeit im Kinderzentrum hatte ich das Glück und die Beziehungen, dass die Kinder nicht auf der Warteliste versauerten, sondern ich vorrangig Kita- und Hortplätze für den Nachwuchs bekam.
Eine schöne Wohnung, Erdgeschoß mit Garten, ich konnte zu Fuß zur Arbeit gehen, die Kinder hatten es nicht weit zur Schule und in den Kindergarten, wir fingen an, uns mit Stuttgart auseinanderzusetzen.
Gleich um die Ecke hatte ich dann nach einiger Zeit auch eine Kneipe gefunden, in die ich dann auch regelmäßig ging, das „Landhaus 113“. Dort wurde später auch eine Dartscheibe installiert, die ich dann auch gerne nutzte. Dort traf sich eine bunt gemischte Theken-Clique, in die ich dann auch relativ schnell integriert wurde. Von der Bank-Filialleiterin über den Apple-Techniker über den Makler war da einiges vertreten, und die meisten auch aus dem Stadtteil.
2004 hat das auch mit dem Bookcrossing angefangen, erst zögerlich, wir hatten einen Zeitungsartikel gelesen, uns dafür interessiert und auch angemeldet. In meiner zurückhaltenden Art hatte ich dann auch erst Barbara zu einem der Meetups geschickt, damit sie feststellte, was das denn für Typen waren, die da in Stuttgart Bücher freilassen. Und nach einiger Zeit wagte ich mich dann auch dazu. Ab da waren die monatlichen Treffen, Meetups genannt, feste Punkte im Kalender, auch hier ein bunt durchgewürfelter Haufen, man traf sich in der Kneipe, der sogenannten OBCZ (Offizielle BookCrossingZone), in der auch ein öffentliches Bücherregal gibt.
In der Großstadt angekommen, hatten wir dann auch irgendwann festgestellt, dass unser Auto eigentlich die meiste Zeit vor der tür stand und nicht mehr bewegt wurde. Barbara fuhr mit dem Bus zur Arbeit, die Kinder gingen zu Fuß zur Schule und zur Kita und ich war auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad Richtung Arbeit unterwegs. Also haben wir es abgeschafft, bei Ebay versteigert und uns bei Stadtmobil, dem Stuttgarter Carsharing-Anbieter, angemeldet. Um einmal in der Woche den Großeinkauf für die fünfköpfige Familie nach Hause zu bringen und ab und zu mal einen Ausflug zu machen, braucht man eigentlich kein eigenes Auto in einer Großstadt mit einem gut ausgebauten ÖPNV. Im Endeffekt ist die Sache auch viel günstiger als ein eigenes Auto, und außerdem konnte man so auch immer das Fahrzeug buchen, das man gerade brauchte, mal einen 5-Sitzer, dann einen Kleinwagen, hin und wieder einen Kleinbus oder auch einen Kastenwagen, um größere Sachen zu transportieren.
Und so verging die Zeit, wir gewöhnten uns langsam an das Großstadt-Leben, die Zeit verging, und schon war wieder ein Jahr vergangen und ein neues angebrochen.
Im Rahmen meiner Arbeit kam ich 2005 ins Fernsehen: Mein Arbeitgeber hatte in Kooperation mit dem Aktivspielplatz Raitelsberg beim KiKa beworben, um einen neuen Stall für die dort stehenden Pferde zu bauen. Und hier kam ich bei einer Aktion, bei der die Kinder den Sand, der aus den Kita-Sandkisten ausgetauscht werden sollte, auf einen Anhänger schafften und der dann zum Aktivspielplatz geschafft wurde.
Mit der ganzen Familie machten wir Urlaub „All Inclusive“ in Tunesien. Ein richtiger Faulenzer-Urlaub mit am Pool oder am Stand liegen, sich von Buffet zu Buffet schleppen, sich bespaßen lassen usw.
Und so etablierte man sich in Stuttgart, im Stadtteil, die Familie fand Freunde, ach ja, übrigens, ich hatte dann auch mein erstes Grachmusikoff-Konzert besucht, nachdem ich schon einige Platten von der Gruppe hatte, bot sich im Laboratorium für mich ertmals die Gelegenheit, ein Live-Konzert zu besuchen, und was soll ich sagen, ich war begeistert!
2006 dann ein sehr abwechslungsreiches Jahr. Ich versuche es mehr mit einer Fotodokumentation:
Barbara war u. a. beim Holland-Spiel live mit dabei.
Kilian und ich hatten Karten für das Skandalspiel Kroatien : Australien bei Obi gewonnen.
Noch ein Nachtrag: Im Herbst hatten wir unser „neues“ Wohnmobil gekauft, einen Ford Transit Baujahr 1984 mit Alkoven-Aufbau, zugelassen für 5 Personen. Damit hatten wir wohl wieder ein „Auto“, aber ich bin der Meinung, dass das WoMo nicht wirklich zählt
Das Jahr 2007 begann sehr untypisch, wir hatten, zumindest teilweise, einen sehr milden Januar, wenn ich mir die Fotos vom 09.01.2007 ansehe:
Ansonsten verlief alles sehr unspektakulär. Im Mai stand für uns allerdings eine Premiere an: Wir besuchten zum ersten Mal ein überregionales Bookcrossingtreffen, und zwar das das deutschsprachige Treffen in Frankfurt. Anreise mit dem Wohnmobil, mit einigenanderen Bookcrossern hatten wir es uns dann auf dem Campingplatz eingerichtet. Es war sehr interessant, einmal die Gesichter und Menschen hinter den teilweise doch sehr seltsamen Nicknames kennenzulernen.
Ungefähr einhundert Bücherverrückte hatten sich hier getroffen aus dem deutschsprachigen Raum, um sich und Bücher auszutauschen, um ein gemeinsames Wochenende zu verbringen, um Frankfurt und Bookcrosser kennenzulernen. An einem Abend hatten wir dann auch eine BC-Disco organisiert von einer Gruppe, die zuvor übers Forum den „Soundtrack of my Youth“ organisiert und als Ring an die Teilnehmer verschickt hatten.
Als Pauline vor der Einschulung stand, hatten wir uns überlegt, ob nicht ein Vater-Kind-Urlaub schön wäre, so als Abschluß eines Lebensabschnittes. Und so hatten wir seinerzeit eine Woche Urlaub im Familienhotel Lambach im Bayerischen Wald verbracht. Diese Tradition führten wir bei Kilian weiter, und natürlich auch mit Julius verbrachte ich eine Woche in Lambach. Wandern, Baden, Minigolf, Spielen, und immer der Papa mit dabei, und was natürlich an der Glasstraße nicht fehlen darf, die obligatorische Gieskugel selbst blasen.
Unser Vermieter meine im Jahr 2007, dass er uns die miete um 30 % erhöhen müsse, und trotz längerer Verhandlungen lies er sich nicht erweichen. Da dadurch die Wohnung nicht mehr zu finanzieren war, suchten wir uns eine neue Wohnung, diesmal verschlu es uns in den Stuttgarter Westen, in die Reinsburgstraße. Wieder eine Erdgeschoßwohnung, allerdings ohne Garten, die Jungs zusammen in einem Zimmer. Altbauwohnung mit drei Meter hohen Decken, finanzierbar und groß genug für uns Fünf. Der einzige Nachteil war, dass nun vier Familienmitglieder mit dem Bus einmal quer durch die Stadt fuhren, um in den Stuttgarter Osten zu kommen, da hier Schule, Hort und Arbeitsstelle waren. Aber die Verbindung war ganz gut.
Ach ja, und nachdem überraschenderweise unsere zweite OBCZ im „Landhaus 113“ geschlossen wurde, suchten wir eine neue Örtlichkeit zum Aufstellen eines Bücherregals und fanden diese im Bistro Astoria, wieder im Stuttgarter Osten. Betreut wurde das Regal durch mich, und hier wurden dann auch monatliche Meetups angesetzt, das bedeutete, dass sich die Stuttgarter Bookcrosser an zwei festgelegten regelmäßigen Terminen trafen. Dafür beneideten uns viele andere Bookcrosser,
Und noch eine weitere OBCZ wurde gegründet und von mir betreut: Im Familienzentrum St. Josef konnten wir ein Bücherregal installieren, das hauptsächlich mit Kinder- und Jugendliteratur bestückt wurde.
Sonst wäre nichts spektakuläres zu berichten, alles nur der übliche Familientrott, hier mal ein Bookcrossing-Meetup, dort ein Ausflug …
Und so ging das Jahr 2008 auch weiter.
In Neuötting hatte ein Bookcrosser sich in den Kopf gesetzt, in der tiefsten bayerischen Provinz eine OBCZ aufzumachen. Einen Standort dafür hat er auch ausgemacht und so lud er, so ziemlich als Einzelkämper, die Bookcrossing-Gemeinde zur Einweihung. Und wir kamen aus Stuttgart, Coburg, Nürnberg, Regensburg und einige aus der Region, um die neue OBCZ zu feiern.
Auf der Fahrt nach Neuötting habe ich übrigens mein bisher am weitesten gereistes Buch freigelassen, am Hauptbahnhof in München in der Bäckerei-Müller-Filiale:
Mein amweitesten gereistes Buch
Releast hatte ich es im Rahmen der Handwerker-Challenge, hier mußten Bücher mit einem handwerklichen Bezug an einem Ort mit handwerklichen Bezug freigelassen werden.
Auf jeden Fall kommt man mit Bookcrossing rum. Wir hatten auch das Allgäu-Treffen besucht mit unserem Wohnmobil. Auch hier trafen wir wieder neue Gesichter und natürlich auch schon Bekannte. Solche Treffen sind immer wieder schön, man kann sich austauschen, lernt neue Menschen mit ähnlichen Interessen kennen und nebenbei kommt man auch noch rum.
Etwas Kultur, Besuch einer Käserei, Bücher, Bücher, Bücher, Bücher, Bücher …
Ein weiteres Highlight im Jahre 2008: Wir konnten 5 Tage Urlaub zu Zweit machen, nur Barbara und ich! Die Kinder waren zeitgleich auf verschiedenen Hortfreizeiten unterwegs, so bot sich für uns die Gelegenheit, alleine ein paar schöne Tage zu verbringen. So fuhren wir mit unserem Wohnmobil erst nach Kehlheim, um hier an einem Bookcrossing-Meetup, das zu unseren Ehren stattfand, teilzunehmen. Über Regensburg (Besuch einer OBCZ) und Nürnberg (Meetup in Erlangen) ging es dann wieder nach Hause. Es waren schöne Tage, ohne „Mama – Papa“-Rufe, ein ganz neues Lebensgefühl .
Und noch ein Kurzurlaub, diesmal ein Wochenende in Hamburg. Grund: das deutschsprachige Treffen der Bookcrosser Unserem Wohnmobil wollten wir diese Strecke nicht antun, also fuhren wir mit der Bahn und übernachteten in der Jugendherberge, direkt am Hafen, gleich neben dem Hamburger Weinberg, der von Stuttgart gesponsort wurde.
Und dann stand mal wieder ein Umzug an. Auf Dauer ging es uns ganz schön auf die Nerven, dass vier Leute wirklich jeden Tag durch die halbe Stadt gondelten, um in Schule und Arbeit zu kommen. Und so fand sich eher durch Zufall, also nicht dass wir gesucht hätten, wieder im Stuttgarter Osten eine Wohnung, bezahlbar, mit futem Anschluß an den ÖPNV, mit Blick auf den Schloßgarten, diesmal allerdings im fünften Stock. Das war natürlich eine Umstellung, wenn alles, was fünf Personen so brauchen, da hoch gebracht werden muß. Aber was tut man nicht alles …
Den Somerurlaub verbrachten wir dann in Deutschland, ein Europa-Park-Besuch stand an und den Rest des Urlaubs verbrachten wir dann in Lichtenfels am Campingplatz. Also richtig erholsam und ruhig.
Zum Ende des Jahres kam dann der Hammer: Mir wurde wegen Umstrukturierungsmaßnahmen gekündigt. Da denkst Du Dir: Jetzt läuft alles gut, Barbara und ich hatten gute Arbeitsstellen, die Kinder einigermaßen wohlgeraten, es kehrt Ruhe ein, und dann so etwas. Das hieß dann also wieder: Bewerbungen schreiben, Vorstellungsgespräche, Ungewißheit, Arbeitsamttermine …